Manche Aussteller sind so etabliert, dass sie nur mit ihrem Namen werben. Sie zeigen kaum Produkte oder gar Produktfotos, ihre Stände sind mit Tischen und Stühlen bestückt, und die Bewirtung funktioniert reibungslos. Die Gespräche an den Tischen scheinen intensiv zu sein! Etliche Stände setzen Hostessen ein, offenbar von Agenturen, wie man bei Toresschluss der Messe bemerkt, wenn sie geschlossen in Bussen oder Sammeltaxis abfahren. Diese Hostessen bedienen oft noch die alten Klischees: Size Zero, blondiert, geglättete Haare, hohe Absätze und wenig Stoff. Sie sitzen exponiert am Stand, gelangweilt. Es wirkt wirklich old-school, diese Vermarktung eines Produkts mittels eines Frauenkörpers.
Andere Aussteller sind in ihrem Auftritt fast in den 1980ern stehengeblieben: Viele Fotos aus der Produktion schmücken die Wände der Stände, mächtige Maschinenteile sind zu sehen. Man darf den Baggergreifarm auch mal selbst bewegen! Was viele mit Begeisterung tun – Träume werden wahr! Andere Stände hingegen wirken fast avantgardistisch: Sie zeigen Mood-Bilder und sehr modernes Corporate Design in Grafik und Farbgebung. Diese fallen tatsächlich ins Auge, erfordern jedoch immer Erklärungen. Die ergeben sich dann im Gespräch ...
Dann stellt sich die Frage, wie man sich als Standpersonal richtig verhält: Sitzt man hinten im Stand, in das Handy vertieft, wirkt man abweisend. Stürzt man sich direkt auf jeden, der vorbeigeht, wirkt man aufdringlich. Einfach vorne stehen, am Eingang, und auf interessiert Schauende zugehen? Oder abwarten, bis sie sich dem Stand nähern?
Es gibt verschiedene Besuchertypen: Diejenigen, die scheinbar ziellos umherwandern, durch die Gänge schlendern und an Fotos, Logos oder Exponaten hängenbleiben. Manchmal bleiben sie stehen und reden. Sind sie zufällig da, oder haben sie ihre Ziellosigkeit nur vorgegeben? Andere wiederum gehen sehr zielgerichtet durch die großen Hallen, in denen man am Tag etliche Kilometer zurücklegen kann. Sie wissen genau, wen sie aufsuchen wollen, steuern nur diese Stände an und lassen sich anscheinend nicht ablenken.
Interessant ist auch die hohe Anzahl an Frauen auf der Messe – mehr, als man bei einer solchen technischen Messe in Deutschland erwarten würde. Andere Ausbildungstraditionen?
Gegen Abend erkennt man die „Hobby-Profi-Messegänger“. Mit wachem Blick scannen sie die Theken nach Werbegeschenken. Am Ende des Tages sind ihre Taschen voll: Kulis, Blöcke, Schlüsselbänder und mehr. Man fragt sich: Was machen sie damit? So viele Kulis braucht man im Leben nicht! Ob man sie demnächst bei Ebay findet?
Die Atmosphäre ist für mich als Beobachterin und Standpersonal faszinierend. Eine gewisse Spannung liegt in der Luft: Kommen Interessenten am Stand vorbei? Ergibt sich ein Geschäft oder ein weiterführender Kontakt?
In den großen Hallen steigt das Stimmengewirr auf und bildet ein lautes Hintergrundrauschen. Hier und da hört man auch das Surren, Brummen oder Kreischen von Maschinen. Eine gewisse Spannung liegt in der Luft ...
Und da – ein Interessent kommt näher!